Et bah mon vieux!…
Die spinnen die Gallier!
In dieser Rubrik wird Ihnen Verschiedenes, Seltames, Lustiges… über Französisch und die Franzosen erzählt. Sollten Sie Anregungen, Bemerkungen oder Fragen haben, dürfen Sie uns gerne anschreiben!
Folge 1: Et bah mon vieux!…
Was unterscheidet eine Altstadt von einer anderen? Der Baustil? Der Stadtplan? Die typischen Berufe, die damals dort ausgeübt wurden? Die Höhe des Kirchturms? Nein, nein, die Frage lautet eigentlich ganz anders, nämlich: Was unterscheidet wirklich den „vieux Nice” von dem „vieil Antibes”, außer dass beide „vieilles villes” sind?
Wir befinden uns mitten im Irrgarten der französischen Sprache. Was zum Kuckuck haben sich die Gallier dabei gedacht? Im Französischen gibt es zwar keine Beugungen, die den Deutschen so oft vorgeworfen werden, weshalb die Goethesprache so schwierig sei, aber dafür eine Menge Ausnahmen. Und da haben wir wieder eine.
Ein „vieux Antibes” sei für die Franzosen zu schwer zum Aussprechen! und das nur, weil Antibes mit einem Vokalen anfängt! Deshalb wird das Wiewort „vieux” dank ein bisschen Zaubertranks in „vieil” verwandelt, das sich übrigens genau so ausspricht wie die weibliche Form „vieille”.
Das Gleiche gilt übrigens für ein paar weitere Wiewörter, nämlich „beau”, das sich in „bel” verwandelt (le bel oiseau, le bel arbre…), „nouveau”, das zum „nouvel” wird (daher „le nouvel an”, mais „la nouvelle année”) und „fou”, dass „fol” (un fol ami) und „folle” (une journée folle) wird.
Ach ja, noch eins à propos „vieille”: ist das Wort „ville” nicht zufällig weiblich, also „la ville”? Doch, klar! Also warum sagt man nicht „la vieille Antibes”, „la vieille Nice”, oder „la vieille Paris”? Hmmm, das ist wohl französische Logik… Manchmal denke ich mir: „Die spinnen die Gallier!”
In diesem Sinne
Ihre Véronique Langer