Die spinnen die Gallier! Folge 2
Allons boire un ver!
„Deutsch ist eine sehr schwere Sprache im Vergleich zu Französisch“. Das höre ich fast immer, wenn ich einen neuen Deutschkurs anfange. Aber kaum lasse ich meine Landsleute über ihre eigene Sprache nachdenken (mit ein paar gut ausgesuchten Beispielen), schon wird etwas nervös gelächelt, und komischerweise kriege ich diesen Satz nie wieder zu hören…
Ein äußerst ergiebiges Beispiel dafür ist die französische Rechtschreibung. Wie sollen bitte unsere ausländischen Frankreichbesucher wissen, wie was gesprochen oder geschrieben wird?
Versuchen Sie doch mal Ihren Freunden vorzuschlagen „Allons boire un ver“ und sie werden ihn schon bald schlucken müssen. Im Glas war der Wurm drin! Zum Glück wird in Frankreich das Glas nicht nach Farbe recycelt. Sonst müssten wir die „benne de verre vert (blanc ou marron)“ suchen. Und ob ich in Versen schreibe oder eine Richtung anpeile, so schreiben sich beide „vers“
Also zusammengefasst: für „ver, vert, vers, verre“, oder sogar „vair“ (der Schuh des Aschenputtels war die „pantoufle de vair“) gibt es eine einzige Aussprache.
Genau so schlimm geht es mit vielen anderen Wörtern. „Sans aucun sens, il ne sent pas les cent prises de sang. Alors, il s’en va». In diesen (zugegeben sinnlosen!) Sätzen gibt es nur eine Ausnahme. Haben Sie sie gefunden? ………… Es ist das Wort „sens“ (Sinn), bei dem das finale „S“ tatsächlich ausgesprochen wird. Alle 5 anderen werden gleich ausgesprochen.
Diese Art von Schwierigkeiten in der Rechtschreibung trifft man häufiger im Irrgarten der französischen Sprache. Sollte also noch jemand behaupten, Deutsch sei nun mal wirklich zu schwer zu lernen, dann dürfen Sie Sich zu Recht denken: „Die spinnen die Gallier!“
In diesem Sinne
Ihre Véronique Langer